In der Vergangenheit standen wir immer wieder vor der Frage, warum unsere Studierenden die offizielle Regelstudienzeit überschreiten. Uns war klar, dass die Gründe dafür vielfältig sind – von den Kommiliton(inn)en hören wir zum Beispiel oft, dass notwendige Nebentätigkeiten zu Verzögerungen im Studium führen. Belastbare Daten hierzu lagen uns aber nicht vor.
Im Frühsommer 2018 haben wir deshalb entschieden, eine anonyme Umfrage zu diesem Thema durchzuführen. Sinn und Zweck dieser Umfrage war es zu verstehen, warum Studienzeiten oft länger sind, als wir das erwarten würden. Außerdem wollten wir so studienorganisatorische Missstände erkennen, um diese abstellen zu können.
Ende Juni 2018 haben wir daher über das Studierendensekretariat mehr als 1.200 Studierende der Studienfächer Germanistik (B.A., M.A.) und Deutsch (M.Ed.) anmailen lassen, deren Fachsemesterzahl zu diesem Zeitpunkt über der offiziellen Regelstudienzeit lag. Über eine Online-Befragung konnten die Studierenden uns anonym Auskunft über ihre individuellen Gründe für die Überschreitung der Regelstudienzeit geben.
Guter Rücklauf – viele wertvolle Hinweise!
Der Rücklauf war aus unserer Sicht sehr gut: Insgesamt haben sich 240 Studierende an der Umfrage beteiligt; davon haben 183 die Umfrage vollständig beantwortet. Diese Menge an Daten hat uns gefreut, aber auch vor eine echte Herausforderung gestellt, da viele Kommiliton(inn)en die Möglichkeit genutzt haben, Kommentare zu schreiben: Diese qualitativen Hinweise enthalten viele wichtige Informationen und wertvolle Hinweise, sind aber kaum systematisch auszuwerten.
Ein erstes Fazit
Viele Gründe für die Überschreitung der Regelstudienzeit sind uniexterne und damit von uns nicht direkt zu beeinflussen. Es hat sich gezeigt, dass – wie erwartet – vor allem der Faktor Berufstätigkeit eine große Rolle spielt, daneben aber auch familiäre (Betreuung von Kindern und Angehörigen) und gesundheitliche Aspekte. Das haben wir zum Anlass genommen, zusammen mit der Übermittlung der Ergebnisse in einem Brief an das Rektorat der RUB auch die drei folgenden Anregungen zu formulieren:
- „De facto betreiben viele Studierende ihr Studium in Teilzeit. Die Möglichkeit eines echten Teilzeitstudiums muss daher geschaffen werden.“
- „Familiäre Aspekte beeinflussen den Studienverlauf. Da die RUB sich als familienfreundliche Universität versteht, müssen hier weitere Möglichkeiten geschaffen werden, dies entsprechend zu berücksichtigen.“
- „Die Finanzierung des Lebensunterhalts von Studierenden muss auf eine andere Basis gestellt werden.“
Auch wenn uns natürlich klar ist, dass insbesondere die Punkte 1 und 3 eng miteinander verknüpft sind und dass vor allem Punkt 3 nicht direkt von der Universität umgesetzt werden kann, erscheint es uns dennoch wichtig und geboten, diese Anregungen explizit zu formulieren.
Wir nehmen die Ergebnisse zum Anlass, unsere Strukturen, Prozesse und auch unser Selbstverständnis kritisch zu reflektieren und Veränderungen anzustoßen. In unterschiedlichen Gremien des Instituts werden daher bereits viele dieser Aspekte diskutiert; bei der Institutsbesprechung im Dezember werden die Ergebnisse der Umfrage und die daraus zu ziehenden Schlüsse Thema sein.
Dass wir dabei auf die Hilfe und Unterstützung der Studierenden angewiesen sind, ist selbstverständlich – wir freuen uns auf einen Austausch mit unseren Studierenden und sind offen für weitere Impulse und Ideen.
Über weitere Ideen und Ergebnisse werden wir Sie an dieser Stelle informieren!