Tribunale sind als antagonistische Kritik-Instanzen zum Gericht beschrieben worden. Sie stehen unter dem Verdacht, voreingenommene und auf reine Sichtbarkeit und Verbreitung abzielende Schauprozesse zu sein. Diese Unterscheidung zwischen etablierten forensischen Gerichtspraktiken und interventionistischen Tribunalisierungsdynamiken befragt die Vortragsreihe mit Blick auf virtuelle Streitwelten. Denn Virtualität verändert nicht nur die Möglichkeiten der Ermittlung und Urteilsbildung in Bezug auf Konflikte, sie trägt selbst zur Entstehung gänzlich neuer Streitszenarien einschließlich ihrer Ästhetisierungs-, Verhandlungs- und Reflexionsräume bei. Die Vortragsreihe thematisiert deshalb tribunale Formen und forensische Formate, die auf die Beschäftigung mit Konfliktfällen ausgelegt sind, für die es (noch) keine institutionellen Urteilsregeln gibt.
Vortragsreihe_Virtuelle-Tribunale