Er gehörte der vielbeschworenen Gummistiefel-Gründergeneration der Ruhr-Universität an, wo er aber nicht sogleich als Professor, sondern direkt von der schulischen Ausbildung herkommender, frisch ernannter Studienrat unterrichtete. 1934 in Hohenlimburg geboren, hielt Bernhard Asmuth bereits im allerersten Semester 1965/66 Lehrveranstaltungen im Germanistischen Institut ab, und zwar nach Absolvenz des Ersten und Zweiten Staatsexamens in den Fächern Deutsch und Latein als Abordnungslehrer – ein Modell, das noch heute den Zusammenhang von Schule und Universität festigt.
Die Verbindung von Forschung und Lehre hat das große Wirkungsfeld Bernhard Asmuths geprägt, und sie zeigt sich auch darin, dass er 1971 als Akademischer Oberrat in den Hochschuldienst berufen wurde. Es folgte 1977 die Ernennung zum Studienprofessor, 1982 schließlich die zum Universitätsprofessor.
Drei Arbeitsbereiche kennzeichnen Asmuths Lehr- und Forschungsinteressen von Beginn an: Literatur der Frühen Neuzeit, Dramenpoetik und Verslehre sowie Rhetorik, um die er sich besonders auch nach seiner Pensionierung kümmerte – aus historischem Interesse, aber auch, um den Stellenwert von Rhetorik als gesellschaftlichem Tatbestand zu würdigen. Ausgangspunkt für sein Œuvre wie auch sein akademisches Wirken war die von Klaus Günther Just angeregte und betreute Dissertation über „Lohenstein und Tacitus. Eine quellenkritische der Nero-Tragödien und des ‚Arminius‘-Romans“, die 1971 bei Metzler erschien. Damit war sogleich ein zweites Interessenfeld auf den Weg gebracht, nämlich Gattungspoetik – im unmittelbaren Zusammenhang damit steht die Verslehre bzw. das nächste Buch über „Aspekte der Lyrik“ (1972). Seine wohl bekannteste Monographie, die 1980 erschienene „Dramenanalyse“, gehört seitdem zur Standardliteratur – als Grundlagenwerk hat sie bis heute in der achten, aktualisierten Auflage von 2016 das stärkste Echo erfahren.
Über 20 Aufsätze wurden unter anderem im von Walter Jens initiierten „Historischen Wörterbuch der Rhetorik“ abgedruckt, wo Asmuth übrigens lange als einziger externer Autor nicht dem Tübinger Kollegium um den ersten Herausgeber angehörte. Es zählen hierzu etwa Beiträge über „Anschaulichkeit“, über „Rhetorik“, „Spannung“ oder „perspicuitas“, deren Bedeutungswandel im 18. und 19. Jahrhundert in Richtung Moderne nachgezeichnet wird.
Dass er die universitäre Laufbahn von der Lehrtätigkeit aus aufbauen konnte und nicht aus der rein akademischen Laufbahn als gestandener Professor kam, macht umso mehr deutlich, welchen Anteil Bernhard Asmuth auch an der Entwicklung des Instituts hatte, dem er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1997 offiziell angehörte und dem er bis jetzt verbunden geblieben ist. Die Verbindung von Lehre und Forschung lässt sich an seinen Lehrveranstaltungen und Publikationen bestens erkennen, Mitteilung über wissenschaftliche Zusammenhänge zu machen ist ihm ein zentrales Anliegen gewesen. In dieser Verbindung konnte er sich mit Kollegen wie Paul Gerhard Klussmann, Siegfried Grosse oder Harro Müller-Michaels einig sehen und gestaltete die an unserem Institut bis heute charakteristische gleichwertige Verbindung von Wissenschaft und Schulausbildung aktiv mit.
Bernhard Asmuth ist am 15. August 2023 in Bochum verstorben. Bis zuletzt nahm er regen Anteil am akademischen Geschehen und sah er gelassen, ja freudig auf das Unabwendbare – worin auch eine Schule des barocken Theaters liegen mag mit der ‚ataraxia‘ als Fähigkeit, sich in dasjenige, was sich nicht ändern lässt, bejahend dreinzuschicken. Studierende, die er über viele Generationen geprägt hat, Kolleginnen und Kollegen werden ihn als freundlichen, sympathischen, immer zu einem Witz aufgelegten, Ausgleich suchenden Wissenschaftler und Lehrer in Erinnerung behalten.
Für das Germanistische Institut: Prof. Dr. Ralph Köhnen