Ein letztes Mal – Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Carsten Zelle am 9. Juli 2019

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Am 9. Juli 2019 fand die Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Carsten Zelle im Hörsaal HGB 40 statt. Sein Abschiedsvortrag wurde von Grußworten und weiteren Vorträgen umrahmt, bevor es zum geselligen Teil, einem abschließenden Empfang im Dekanatssitzungssaal der Fakultät für Philologie, überging.

Nach 20 Jahren am Germanistischen Institut verabschiedete sich Prof. Dr. Zelle am Dienstag im Rahmen einer akademischen Abschiedsvorlesung. Die Veranstaltung, die sehr gut besucht war, wurde von Grußworten eröffnet. Die Prorektorin für Lehre und Internationales, Frau Prof. Dr. Kornelia Freitag, bedankte sich für Zelles 20-jähriges Wirken in Forschung und Lehre an der RUB und wünschte ihm einen wunderbaren Ruhestand. Der Dekan der Fakultät für Philologie, Prof. Dr. Manuel Baumbach, wurde deutlich: Zelle sei frei von jeder modischen Attitüde, weswegen er in Fakultät und Germanistischem Institut sehr geschätzt worden sei. Die Geschäftsführende Direktorin des Germanistischen Instituts, Frau Prof. Dr. Nicola Kaminski, hob eine Eigenschaften Herrn Zelles besonders hervor: den Mut, auch Unbequemes an- und auszusprechen. Als Dank für die vielen Jahre überreichte Prof. Kaminski im Namen des Instituts als Geschenk und Ansporn für die Zeit ›danach‹ Johann Gottlob Krügers gelehrte Träume (1754) – ein Buchgeschenk, wie Zelle in seinem Dank hervorhob, das ihn besonders motiviere, seine Forschungen zur gelehrten Traumsatire im Zeitalter der Aufklärung nicht länger ›auf die lange Bank‹ zu schieben. Bereits einige Tage zuvor, Freitag, 5. Juli 2019, hatten sich in einem von PD, Dr. Tanja van Hoorn (Hannover) und Prof. Dr. Dr. Yvonne Wübben organisierten workshop »Gelehrte Träume. Anthropologie – Ästhetik – Aufklärung« eine illustre Schar einschlägiger ›TraumforscherInnen‹ zur Verabschiedung von Carsten Zelle um dieses Werk Krügers versammelt.

Die anschließenden Vorträge galten der akademischen Tätigkeit Prof. Zelles. Der romanistische Kollege, Prof. Dr. Rudolf Behrens, rekapitulierte in einer ›kleinen Portraitskizze aus gutnachbarschaftlicher Sicht‹ verbindende literaturanthropologische Forschungsinteressen, die in einer Reihe gemeinsamer Projekte institutionalisiert werden konnten. Dabei blitzten, wie es sich für das genus demonstrativum gehört, neben universitären Tugenden, die Behrens an ›C.Z.‹ hervorzuheben wußte, auch private Seiten des zu Lobenden auf. Dem Aufklärungsforscher galt der Vortrag von Prof. Dr. Stefanie Stockhorst (Potsdam) zum Thema »Die Aufklärung im Praxistest: Erfolge und Perspektiven, beurteilt von Zeitschriftenherausgebern des 18. Jahrhunderts«. Anspielungsreich akzentuierte die langjährige Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts und Nachfolgerin Zelles in der Herausgabe der Zeitschrift Das achtzehnte Jahrhundert Erfolge, Herausforderungen und Widerstände, die mit dem Geschäft journalliterarischer Aufklärung verbunden waren. Zuletzt ergriff Zelle selbst das Wort, nicht ohne zu seinen Ausführungen über »Rhetorik als literaturtheoretische Praxis (zu Barthes, de Man, Derrida)« zelletypisch ein mehrseitiges handout zu verteilen. In dem Vortrag wurde die Auffassung zurückgewiesen, daß alle modernen ›Rückkehren in die Rhetorik‹ auf den Begriff der Rhetorizität verkürzt werden könnten. Vielmehr gelinge es Roland Barthes, gegenüber einer auf Figuralität ›restringierten Rhetorik‹ bei Jacques Derrida und Paul de Man einen umfassender Rhetorikbegriff zurückzugewinnen.

Der tosende Applaus am Ende des Vortrages machte deutlich, wie geschätzt Prof. Zelle am Germanistischen Institut war, ist und bleiben wird – die ›Ära Zelle‹ geht zwar zu Ende, doch die Kontakte und der Austausch werden fortdauern.

[C. F. und freundlicher Ergänzung von Prof. Dr. Zelle ]