Nach vier Corona-Online-Semestern: zurück in die Normalität!

Foto von Unsplash by Brooke Cagle

Es ist ein sonniger Tag, Mitte März. Zum ersten Mal seit langer Zeit steige ich aus der U35, gehe die Treppe hoch und überquere die Unibrücke. Unter meiner Maske zeichnet sich ein Lächeln ab, denn ein vertrauter Klang dringt an mein Ohr, als ich über die alten klappernden Platten vor der Bibliothek laufe. Ach, irgendwie habe ich diesen Klang vermisst. Der Campus ist heute gut besucht; in der Bibliothek herrscht reges Treiben, auf der Wiese vor dem Q-West genießen zahlreiche Menschen die schöne Frühlingssonne und die Menschenmenge vor dem Q-West und der Grillbude zeigen ein ähnliches Bild. Als ich meine Lern-Verabredung vor dem GB-Gebäude erspähe, erreicht mein Lächeln seinen Höhepunkt, ach, es ist schön, wieder auf dem Campus zu sein.

Ich hatte Glück im Unglück. Meine ersten drei Semester waren vor Corona und somit komplette Präsenzsemester. Dann, im Frühjahr 2020 der erste Lockdown, worauf vier Online- Semester folgten. Viele der Studierenden hatten dieses Glück nicht. Auch sie haben den Start ins Uni-Leben allesamt gut gemeistert, jedoch ohne je einen Hörsaal von innen gesehen zu haben. Auch sind sie bis dato nie in den Genuss der (wirklich wichtigen) Flurgespräche gekommen, oder konnten ein gemeinsames Mittagessen in großer Runde in der Mensa genießen. Gemeinsame Lerneinheiten für die gefürchteten Semesterabschluss-Klausuren konnten nur sehr bedingt, oder nicht wahrgenommen werden, denn wie lernt man im Zoom- Meeting schon Kommiliton:innen kennen?

In meinen Präsenzsemestern durfte ich Fähigkeiten erlernen, die meines Erachtens online einfach nicht erlernt werden können. Dazu gehören eine gewisse Wortgewandtheit im direkten Gespräch, sprachliche Präzision, die Fähigkeit, auch große Diskussionsrunden zu leiten und gekonnt zu moderieren, oder einfach vor vielen Menschen zu sprechen. Auch die Analyse, das Verstehen und das kritische Hinterfragen von komplexen Texten sowie die Fähigkeit, Strukturen zu erkennen und mit dem Dozierenden darüber zu sprechen, zählen zu den Schlüsselkompetenzen im Germanistik-Studium. Mein Wunsch ist es, dass alle Studierenden in den Genuss kommen, diese Fähigkeiten endlich wieder in der Präsenzlehre zu erlernen und zu verfeinern.

Dafür benötigen wir die Dozierenden, die mit viel Liebe und Herzblut in den Sitzungen diese wichtigen Fähigkeiten vermitteln. Sie zeigen uns, was es heißt, an einer Universität zu lehren, zu lernen, zu arbeiten, zu plaudern, zu feiern und zu leben. Erst durch den Einsatz der Lehrenden an der RUB wird ein Studium eine wertvolle Erfahrung.

Die RUB hat sich einige Gedanken zum Präsenzsemester gemacht, damit wir auf dem Campus (erneut) zusammenkommen können. Dafür bedarf es das Mitwirken von uns allen. Nur so wird die RUB erneut der schöne, soziale Ort, den ich kennenlernen durfte: ein Ort, an dem ein lebendiger Austausch stattfindet und an dem gemeinsam gelehrt, gelernt, gearbeitet, gefeiert und gelebt wird. Und ganz ehrlich, gegen ein leckeres Erdbeertörtchen mit seinen liebsten  Kommiliton:innen im Q-West kann wirkliches jedes Online-Semester einpacken.

CF