Workshop zu Hassrede, Shitstorm und Darstellungspolitiken virtueller Affekte

Bild aus dem Collaboration-Space an der Veranstaltung (Vanessa Grömmke)

Am 15. und 16. Dezember 2022 fand in einem Hybrid-Format der Workshop „Hassrede, Shitstorm & Darstellungspolitiken virtueller Affekte“ statt. Gastgeber war die Ruhr-Universität Bochum, wobei die Organisation dem Forschungsprojekt „SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten“ unterlag.

Es wird gestritten, gezankt, gecancelt und gehasst. Der Begriff des Shitstorms ist in den vergangenen Jahren zum It-Wort in der Medienlandschaft mutiert. Doch wie wird schädigende Sprache oder Hassrede durch Eskalation-Dynamiken zu einem (virtuellen) Shitstorm? In dem Workshop setzten sich renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der aktuellen Forschungslandschaft mit der Thematik auseinander.

Eröffnet wurde die Veranstaltung am Donnerstagabend von PD Dr. Rupert Gaderer. Er fokussierte auf die Tribunalität von virtuellen Konflikten, deren Eskalationsstufen und Auswirkungen auf das Individuum, die Gemeinschaft, die Politik und den Staat sowie ihre analoge und virtuelle Affektivität. Dabei nannte Rupert Gaderer das «Umstülpen» als einen zentralen Forschungsbegriff, der einen Vorgang des «innen nach außen stülpens» beschreibt und dabei unsichtbares (innen wird zu außen) sichtbar mache und umgekehrt. Außerdem galt Rupert Gaderers Dank Vanessa Grömmke, M.A. (Ruhr-Universität Bochum), die im Anschluss an seine eröffnenden Worte den jeweiligen Tagesablauf moderierte und über die Netiquette und technische Handhabbarkeit aufklärte.

Im Mittelpunkt des Workshops standen verschiedenste Vorträge zum Thema „Hassrede, Shitstorm & Darstellungspolitiken virtueller Affekte“, die durch interdisziplinäre Forschende vorbereitet, respondiert, und diskutiert wurden. Die vielfältigen Vortragsthemen rückten, ungeachtet ihrer inhaltlichen Varianz, stets das Phänomen «Hassrede» in den Fokus und vermittelten über unterschiedliche Zugriffe auf Fallbeispiele, Plattformen, Posts oder linguistische Merkmale Facetten des Workshop-Themas:

– Einführung: Tribunale sozialer Medien von Rupert Gaderer (Bochum)

– Nachruf und Echo: Algorithmus, Faschismus und Beschreibungsprobleme von Simon Strick (Potsdam)

– Virtuelle Affekte, social media & Paratexte. Uwe Tellkamps „Der Schlaf in den Uhren“ von Niels Werber (Siegen), respondiert durch Friedrich Balke (Bochum)

– What Is It Like to Be a Brand? Selbsttribunalisierung und postdigitale Konstellation am Beispiel Mirna Funk von Tanja Prokic (München), respondiert durch Carolin Amlinger (Basel)

– Verbreitungsmechanismen schädigender Sprache im Netz: Anatomie zweier Shitstorms von Tatjana Scheffler (Bochum), Veronika Solopova (Berlin), Mihaela Popa-Wyatt (Manchester), respondiert durch Andrea Schütte (Bonn)

– Facebook als Affektmaschine. Zu Stefanie Sargnagels (sozial)medialer Reflexion rechten Hasses von Vanessa Grömmke (Bochum), respondiert durch Elias Kreuzmair (Greifswald)

– Der Zeit ihre Kunst. Tribunale und virtuelle Affektstimmen in Thomas Melles „Ode“ von Rupert Gaderer (Bochum), respondiert durch Johannes Franzen (Siegen)

– HSV1887 vs. Seeler09. Vor dem Schiedsgericht der Wikipedia von Katja Grashöfer (Bochum), respondiert durch Anna Polze (Bochum)

Am Freitagabend endete der interessante Workshop zu Hassrede und Shitstorm gebührend.

CF